Wie Du jeden Tag auf dem Betrieb etwas verbesserst – mit Kaizen
Kontinuierliche Verbesserung ist eines der zentralen Prinzipien vieler Innovationsmethoden. So auch im "Lean Farming", das ich bei der "God Mother of Lean Farming", Susanne Pejstrup in Dänemark lernen durfte.
Dieser Text ist durch Susannes Buch "Lean in Agriculture" inspiriert.
Kontinuierliche Verbesserung wird im ursprünglichen japanischen Begriff Kaizen genannt. Kai bedeutet Veränderung, Zen bedeutet gut.
Dieses Prinzip ist zentral, weil der Lean-Ansatz nicht als einmalige Veränderung in der Produktion umgesetzt werden kann. Es bedarf vieler kleiner Verbesserungen. Deshalb spricht man auch von einer Lean-Kultur.
Die Mitarbeitenden müssen einbezogen werden, denn diejenigen, die täglich mit den Abläufen arbeiten, sind diejenigen, die Verbesserungsvorschläge machen können. Verbesserungen entstehen nicht, wenn nur Führungskräfte die Ideen vorantreiben.
Kontinuierliche Verbesserung kann vieles bedeuten. Im Lean-Ansatz sind es oft kleine Optimierungen, die nahezu ohne Kosten umgesetzt werden können. Zum Beispiel könnte ein Tor an einer Stelle angebracht werden, an der Tiere häufig stecken bleiben. Oder Werkzeuge könnten in verschiedenen Farben markiert werden, um zu zeigen, wo sie hingehören.
Eine Geschichte:
MITARBEITENDE ENTDECKEN VERBESSERUNGEN
In einem Gemüseanbaubetrieb waren die Mitarbeitenden frustriert, weil zu viele Produkte vom Abnehmer aussortiert wurden. Sie arbeiteten hart, um gute Qualität zu liefern, und waren enttäuscht, wenn ihr Produkt nicht akzeptiert wurde. Diese Frustration wurde zu ihrer treibenden Kraft.
Die Mitarbeitenden erkannten, dass die aussortierten Produkte von einem Feldabschnitt stammten, in dem die Pflanzen unter schlechten Wachstumsbedingungen gelitten hatten. Viele der Gemüse hatten dadurch nicht die gewünschte Form und Farbe. Der einfachste Weg wäre gewesen, alles zu verwerfen – doch das war keine Option. Eine Form von Verschwendung führte so zur nächsten. Um dieses Problem zu lösen, mussten alternative Verbesserungsmöglichkeiten gefunden werden.
Die Lösung bestand in einem Kaizen-Workshop, in dem zunächst die Kundenanforderungen definiert wurden. Anschließend beschrieben die Mitarbeitenden gemeinsam den gesamten Arbeitsprozess und entwickelten Vorschläge zur Reduzierung der Ausschussmenge:
In bestimmten Bereichen des Feldes wurden die Gemüse von Hand geerntet, während minderwertige Pflanzen auf dem Feld zurückblieben.
Eine zusätzliche Sortierung wurde eingeführt, bevor das Gemüse verpackt wurde.
Ein neuer Abnehmer wurde gefunden, der Gemüse mit nicht standardmäßiger Form akzeptierte.
Es wurden viele Änderungen beschlossen, und die Mitarbeitenden waren engagiert, da sie die Lösungen selbst erarbeitet hatten.
BESPRECHUNG AM VERBESSERUNGSBOARD – KAIZEN
Board-Meetings sind kurze Besprechungen an einem Verbesserungsboard im Stall, in der Werkstatt oder in der Produktion. Das Verbesserungsboard ist ein zentral platzierter Whiteboard, in unmittelbarer Nähe zur Produktion. Es bietet sich an, das Meeting mit der Planung der kommenden Woche zu kombinieren, da das Team ohnehin zusammenkommt.
Während des Meetings wird besprochen, wie weit man im Vergleich zu den gesetzten Zielen ist, und es können neue Verbesserungsvorschläge diskutiert werden.
WAS DU ERREICHEN KANNST
Positive Dialoge – Die Arbeit wird konstruktiv besprochen.
Einbindung der Mitarbeitenden – Sie werden aktiv in den Verbesserungsprozess einbezogen.
Sichtbare Ziele und Ergebnisse – Alle wissen, worauf hingearbeitet wird.
Verbesserungskultur – Der kontinuierliche Verbesserungsprozess wird zur Gewohnheit.
Sichtbare Führung – Die tägliche Führung erfolgt mündlich und schriftlich.
Teamgeist – Das Team kommt am Board zusammen und entwickelt Lösungen gemeinsam.
Zufriedenere Mitarbeitende – Durch Beteiligung steigt die Arbeitszufriedenheit.
Bessere wirtschaftliche Ergebnisse – Aufgaben werden effizienter und nachhaltiger erledigt.
Durch regelmäßige Meetings wird sichergestellt, dass die Mitarbeitenden motiviert sind, Verschwendung zu erkennen und Verbesserungsvorschläge zu machen. Sie übernehmen Verantwortung für ihren Arbeitsbereich. Zudem sorgen die Meetings für eine Visualisierung der Zielsteuerung, sodass alle auf dieselben Ziele hinarbeiten und verstehen, wie Maßnahmen das Ergebnis beeinflussen.
Dadurch entsteht Teamgeist, und die Mitarbeitenden werden in Entscheidungen eingebunden – ein wichtiger Schritt zu engagierten und motivierten Teams.
Die Beteiligung an Diskussionen wird auch davon beeinflusst, ob man stehend an einem Board arbeitet, auf dem alles für alle sichtbar ist, oder ob man an einem Tisch sitzt und jeder für sich Notizen macht. Stehende Meetings sind dynamischer, Protokolle werden direkt erstellt, Entscheidungen sofort getroffen und alle sind involviert.
Ein bekanntes Beispiel für diese Methode sieht man in Kriminalserien, in denen ein Ermittlerteam an einem Board arbeitet, um den Täter zu finden. Auch hier dient das Board als dynamisches Werkzeug für schnelle Entscheidungsfindung.
WIE DU ES UMSETZT

Ein großes Whiteboard wird zentral platziert. Falls wenig Wandfläche vorhanden ist, kann ein mobiles Board auf Rollen genutzt werden.
Das Board wird mit Magnetstreifen oder Markern in Abschnitte unterteilt. Mögliche Kategorien sind:
Agenda
Was lief letzte Woche gut?
Verschwendung/Verbesserungen
Priorisierung
Ursachenanalyse
Aktionsplan
Zielsteuerung
Die Einteilung des Boards sollte zur Meeting-Agenda passen.
Die Meetings müssen eine klare, feste Dauer haben – zwischen 15 und 20 Minuten.
Ein fixer Termin pro Woche sollte festgelegt werden, zu dem alle teilnehmen können.
Die Agenda sollte im Voraus festgelegt sein.
Es sollte vereinbart werden, wer in den Meetings die Moderation übernimmt.
ALARM STELLEN AUF 15 MINUTEN
Auf einem Hof wurde ein Wecker auf dem Handy gestellt, der nach 15 Minuten klingelte, um das Meeting zu beenden.
„Anfangs war das nervig, aber inzwischen sind wir trainiert, uns kurz zu fassen. Und zwei Mitarbeitende verlieren keine Zeit mehr mit Diskussionen über eine einzige Schraube“, sagt der Landwirt. Er ergänzt, dass diese selbstgewählte Zeitbegrenzung die Meetings energiegeladener und effektiver gemacht hat.
Wir Innovationsleute nennen das "Time Boxing". Also Eine Besprechung wirklich radikal auf maximal 15-20 Minuten begrenzen und punktgenau beenden. Das führt zu absolutem Fokus und verhindert ausschweifende Detail-Diskussionen.
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