Hinter den Kulissen + Jahresrückblick 2024
Aktualisiert: 16. Dez.
Wir waren für viele recht unsichtbar, haben wir doch lange Zeit nichts von uns hören lassen. Das wollen wir jetzt mal ändern und uns etwas zeigen. Wer Lust hat zu erfahren, wer wir sind, woher wir kommen, wo wir wirken, was wir machen und was wir eigentlich vorhaben, darf diesen Text hier gern einmal etwas überfliegen.
Was dieses Jahr alles passiert ist:
Als Simon die Präparatekiste eine Zeit lang allein gemacht hat, hat er nach einem anständigen Zuhause gesucht. Einen Hof, ein Projekt, in das man sich integrieren könnte. Das war gar nicht so leicht und hat Vieles ziemlich kompliziert gemacht. Immer irgendwo im Zwischenraum zwischen biodynamischen Betrieben, Mini-Lager, Produktion, Onlinewelt, Geschäftsführung.
Umzug der Firma und des Lagers
Ende 2023 fand Simon dann endlich einen Platz. Den Zukunftsort "Wir bauen Zukunft e.G." mitten im Mecklenburgischen Nirgendwo. Ein kleines Paradies, ein sozialunternehmerisches Ökosystem, ein Ort der das Neue in die Welt bringt und aktiv erforscht, wie wir in der Zukunft arbeiten, wirtschaften bauen, leben, uns ernähren wollen – und viele aktive Zukunftsgestalterinnen und -gestalter zusammen bringt. Aus unserem kleinen Kellerlager in Neustadt an der Ostsee zogen wir also im Oktober auf das Gelände. Das passierte im laufenden Betrieb. Als Sascha und Simon damals vom Hof Eichwerder nach Berlin umzogen, waren die Tore drei Monate lang dicht. Nun haben wir 80qm Lager umgeben von anderen tollen Initiativen, einem Seminarbetrieb, Biolandwirtschaft, Der Tiny-Haus-Manufaktur "Hauptsache Tiny", dem Bio-Kita-Catering "Knirps&Knolle", dem "Zukunftsgarten" der Wir bauen Zukunft e.G. und bald wohl einer (vielleicht biodynamischen) Tiny Farm u.v.m.
Das ist aufregend, erhöht unsere Ausgaben massiv, macht aber auch viel Spaß und bietet ganz neue Möglichkeiten.
Sinkendes Schiff
Oder: Wie wir fast pleite gegangen sind.
Der Aufwand, Präparate herzustellen, ist sehr groß. Insbesondere, wenn man keinen Hof mit Festangestellten hat, die die Präparatearbeit in den laufenden Betrieb integrieren können, ist es keine gute Idee, einen Präparateversandhandel zu betreiben. Hoher Aufwand, kleine Margen, winzige Zielgruppe. Wir jonglierten mit unseren Einnahmen immer knapp an der Null vorbei, oft mussten wir privat zuschießen. Ein schwerwiegender Fehler des Steuerbüros hat eine so massive Steuernachzahlung ausgelöst, dass uns faktisch die Luft ausgegangen ist. Der Versuch, das kleine Unternehmen, an einen Landwirtschaftsbetrieb abzugeben, blieb erfolglos.
Man muss schon sehr kreativ werden, um damit seine Miete zahlen zu können. Oder eine tolle Familie haben. Ohne die ständige Mithilfe von Simons Familie, seinem Bruder, der das Lager organisiert hat, seiner Eltern, die immer wieder mit Mist sammeln waren, die schweren Bütten mit z.T. 80kg Kuhmist steile Treppen hochgetragen haben und aktiv mitgeholfen haben, die vielen Feuer zu löschen, wäre der Betrieb längst implodiert. Viel zu viel Arbeit, viel zu kleine Zielgruppe.
Auch die vielen Menschen, die Privatkredite gegeben haben, ehrenamtlich mit angepackt haben, beraten haben und zur Stelle waren, wenn es mal wieder brenzlich wurde, sind maßgeblich am Fortbestand von Präparatekiste & Co. beteiligt. Wir sind durch schweres Fahrwasser aber wir sind auf Fahrt.
Das allein reicht aber nicht. Um weiter zu kommen und wieder Luft atmen zu können, braucht es gute Ideen, Unternehmergeist, Mut und den Willen weiter zu machen. Und eine Person wie Laura.
Neues Team, Neues Arbeiten, Neues Denken
Oder: wie wir aus der Not eine Tugend machten und das Ruder rumrissen
Trotz all der Widrigkeiten sah die großartige Laura das Potenzial und entschied sich, im Herbst 24 voll mit einzusteigen. Seitdem ist plötzlich nichts mehr wie früher und wieder richtig Druck auf dem Kessel. Laura und Simon sind Co-Genossinnen in der e.G., haben ähnliche Ziele und bündeln jetzt ihre Kompetenzen um basierend auf dem Bestehenden etwas richtig Wertvolles auf die Beine zu stellen. Laura hat sich schnell reingearbeitet, schmeißt das Lager professionell und bringt mit Schaffenskraft permanent neue Ideen, Impulse und Produkte rein. Z.B. hat sie den Jahreskalender mal eben neben all den vielen anderen Baustellen nahezu im Alleingang entwickelt.
Laura und Simon arbeiten übrigens in sogenannten Sprints. 1x im Monat schließen sie sich sich für drei Tage ein. Sie geben sich eine Agenda, die immer demselben Prinzip folgt:
Problemraum, Lösungsraum, Umsetzung.
Erst das Problem, seine Hintergründe und Subprobleme in Tiefe durchleuchten und verstehen. Dann mit einer sogenannten "Wie können wir..."-Frage aktiv einen zielgerichteten Lösungsprozess anschieben. Schließlich direkt erste Prototypen und Implemetierungsstrategien entwerfen. Das Ganze unter Zeitdruck und der Selbstverpflichtung, dass am Ende etwas Neues auf dem Tisch liegen muss.
Wer Interesse an dieser Arbeitsweise hat, darf sich gern bei uns melden oder wird dazu demnächst in den Bauernhof-Hacks etwas erfahren.
4 Ministerbesuche
Neben dem Umzug hatten wir direkt vier Ministerbesuche. Cem Özdemir verschaffte sich einen Überblick unseres Projektes im Zuge des Farm Food Climate Festivals, der dienstälteste Minister Deutschlands, Landwirtschaftsminister von MV, Till Backhaus, kam uns in unserem neuen Lager besuchen und Manuela Schwesig und Robert Habeck informierten sich interessiert, was bei uns im Ökosystem so passiert. Das hätten wir uns wenige Wochen vorher in unserem Kellerloch nicht erträumen lassen.
Warum ist das so?
"Wenn du schnell gehen willst, gehe allein. Wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen"
lautet ein afrikanische Sprichwort. Genau so ist es. Und weil viele ehemalige Einzelkämpfer sich in dem Ökosystem unserer Genossenschaft zusammen getan haben, sich gegenseitig unterstützen und beraten, sich Infrastrukturen teilen und somit weniger Gepäck haben, sind wir weit mehr, als die Summe unserer Einzelteile. In der Systemtheorie nennt sich das "Emergenz" (lateinisch emergere „Auftauchen“, „Herauskommen“, „Emporsteigen“) bezeichnet die Möglichkeit der Herausbildung von neuen Eigenschaften (Systemeigenschaften) oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente.
Diese neuen Eigenschaften machen Menschen aus der ganzen Welt, der Wirtschaft und der Politik ziemlich neugierig, was wir da machen. Und ob man sich bei uns vielleicht etwas abgucken kann. Hat doch bisher die betriebswirtschaftliche Lehre gepredigt, möglichst gegeneinander statt miteinander zu arbeiten.
(Dazu mehr in Simons Artikel "Mehr Brüderlichkeit wagen" hier im Nexus).
Uns zeigt das einmal mehr, warum wir in Ökosystemen denken müssen, wenn wir in dieser Welt etwas bewegen wollen.
Wie wir in Ökosystemen denken können und was kleine Betriebe davon haben, wird es bald als Kurs auf dem DYYNA Nexus geben.
Neuauflage Präparatebrief, Wissensplattform DYYNA Nexus
Zusätzlich ist der Präparatebrief wieder neu entstanden, viel Arbeit. Macht aber Spaß und wir hoffen, euch auch. Nächstes Jahr wollen wir den ein bisschen ko-kreativer mit euch zusammen gestalten. Wir wollen, dass er Mehrwert bringt.
Unsere Wissensplattform DYYNA Nexus ist plötzlich entstanden, nachdem die Idee lange reifte. Aus ihr soll eine zentrale Stelle für biodynamisches Wissen entstehen. Vor zwei Jahren hat Simon schon mal mit "Neue Agrarkultur" den Versuch gestartet, biodynamische Betriebe mit Zukunftskompetenzen zu versorgen. Leider waren seine Kunden eher gigantische Viehzuchtbetriebe oder Internationale Molkereien, aber keine Demeter-Betriebe. Dieses Wissen niedrigschwellig in die Kleinbetriebe zu bekommen um mit weniger Aufwand die kleinbäuerliche Landwirtschaft mit Achtung vor unserem Planeten mit all seinen wertvollen Geschöpfen zu stärken, dafür soll der DYYNA Nexus im nächsten Jahr ausgebaut werden.
Vom Shop zum Marktplatz
Es ist uns in unserem Mini-Lager nicht gelungen, alles anbieten zu können, was ein solcher Shop braucht. Wir haben auch in Vergangenheit Produkte anderer Anbieter mit aufgenommen und diese direkt verschicken lassen. Nun haben wir die Präparatekiste erstmals auch für andere Hersteller geöffnet. Der Brunnenhof Mäusdorf nutzt unsere Plattform nun auch um seine eigenen Produkte, Präparate, Hüllen etc. anzubieten. So machen wir es allen leichter, alles zu bekommen, was es braucht, um biodynamisch aktiv zu werden. Und sind froh, einige Produkte selbst nicht mehr vorrätig haben zu müssen, bei denen andere kompetenter sind, als wir.
Damit seid ihr alle auch angesprochen, eure Produkte bei uns einzustellen, wenn ihr mögt.
Wer wir sind:
Wir sind Laura und Simon. Wir sind die Köpfe hinter der Präparatekiste, Dyyna und noch ein paar weiteren kleinen Projekten, die wir zusammen machen.
Laura ist erst seit 2 Monaten an Bord und jetzt schon nicht mehr wegzudenken. Sie ist die Beschleunigungskraft in unserem Mini-Unternehmen.
Laura hat sehr viel Erfahrung in sehr vielen Dingen, die sich hier kaum alle aufzählen lassen. Ursprünglich ist sie studierte Designerin und Transformationswissenschaftlerin. Neben Stationen im Onlineshop-Betrieb und der Geschäftsführung von Boulderhallen könnte man sie als Permakultur-Aktivistin beschreiben. Sie steckt tief in der Materie rund um den Themenkomplex Waldgarten, Market Gardening und Tiny Farms. Sie denkt konsequent neu, weiter und sprengt so manche Schranke im Kopf.
Simon hat das Fundament der Präparatekiste mal mit dem biodynamischen Pionier, Wedig von Bonin, erschaffen. Erst mal als einfaches Bestellformular für das Fladenpräparat, irgendwann wurde ein Online-Shop draus und jetzt... nun ja, ein kleines Ökosystem mit Wissensangeboten, verschiedenen Schwerpunkten und großem Netzwerk.
Simon ist auf Wedigs Demeter-Hof Eichwerder großgeworden und hat mit 13 seine erste Hirschblase ausgebuddelt. Opa hatte außerdem einen 15ha-Betrieb, Onkel irgendwas Vierstelliges an Hektaren. Verrückt. Simon war immer gedanklich in der Zukunft und mit der Frage beschäftigt, wie wir eine gesündere Landwirtschaft für Mensch und Planet schaffen können und wie kleine oder Kleinstbetriebe trotzdem lebensfähig sein können, ohne der "wachse oder weiche"-Doktrin folgen zu müssen. Ansonsten ist Simon studierter Innovationsstratege und Ökosystem-Gestalter. Er arbeitet bei der "Wir bauen Zukunft" e.G. als Projektentwickler, unterrichtet Innovation an Unis und bringt Menschen Zukunftskompetenzen bei.
Wo wir sind:
Wir sind nun in dem kleinen Dörfchen Nieklitz im Biosphärenreservat Schaalsee. Ein zauberhaftes Fleckchen Erde an dem wir uns in ein Ökosystem zukunftswilliger Kleinunternehmen eingegliedert haben.
Was wir machen:
Wir machen Präparatekiste, Dyyna.bio, DYYNA Nexus und Tools for Tomorrow.
Die Präparatekiste ist ein Marktplatz für biodynamisches Allerlei. Vor allem Präparate aber auch Literatur, Zubehör, Hüllen und was es sonst noch so braucht.
Dyyna.bio versucht die innovative kleine Schwester der Präparatekiste zu sein. Sie hat noch Schwierigkeiten, auf eigenen Beinen zu stehen. Aber die Idee ist, die wunderschönen biodynamischen Prinzipien auch einer größeren Zielgruppe verfügbar zu machen. Das gefällt bei weitem nicht jedem in der biodynamischen Szene, wir haben hierfür schon anständig Prügel einstecken müssen. Eben von bioynamischen Hardlinern. Tja, wer sich einsetzt, setzt sich aus.
DYYNA Nexus ist unsere Wissensplattform, unser Nachschlagwerk. Und soll in Zukunft mit Kursen, Bildung und Anleitungen ausgestattet werden. Wieder mal so ein Projekt, das eigentlich viel zu groß ist, für diese kleine biodynamische Gemeinschaft. Aber wir halten es für wichtig. Deshalb machen wir es.
Tools for Tomorrow ist was komplett anderes. Simon und Laura sind ja nun nicht nur Landwirtschaftsaktivistinnen, sondern eben auch Innovationsstrategen. Innovationswissen tragen wir mit Tools for Tomorrow in die Universitäten dieses Landes aber auch in andere Bildungseinrichtungen, Organisation und Vorstandetagen. Wir möchten Menschen ermächtigen, proaktiv eine gute Zukunft mitzugestalten. Wir bauen eine Zukunftsakademie und wollen Menschen und Organisationen fit machen, Zukünfte kreativ zu gestalten und in Zeiten großer globaler Krisen handlungsfähig zu machen. Mit Tools for Tomorrow gehen wir das große Thema Zukunftskompetenzen an.
Was wir wollen
Wir sind Ökosystemiker. Wir haben in den biodynamischen Prinzipien vor allem eines entdeckt: eine fantastische Möglichkeit, Ökosysteme zu stabilisieren und zu regenerieren. Keine andere Anbaumethode hat es in den letzten Jahren geschafft, Bodenfruchtbarkeit, Humusgehalt und Biodiversität so gut zu erhalten, wie die biodynamische. Mittlerweile dringen auch ganzheitliche regenerative Prinzipien ins Bewusstsein vieler Menschen vor, das heißen wir gut. Sie geben uns die Chance, biodynamische Prinzipien noch mal weiter zu fassen, zu ergänzen und pragmatisch weiterzuentwickeln. Das finden nicht alle gut, aber das ist uns, als Innovationsstrategen, ein sehr vertrautes Phänomen. Jedes Neue ist auch immer ein Angriff auf das Bestehende.
Unser Ziel ist es ganz klar, nicht nur biodynamischen Betrieben das Leben zu erleichtern, sondern eben auch die ökosystemischen Erkenntnisse aus der Biodynamik in anderen Lebensbereichen sichtbar und erfahrbar zu machen – um zu helfen, die Klima- und Biodiversitätskatastrophe ein wenig zu lindern und uns besser an die neuen Bedingungen anpassen zu können. Dafür braucht es Wissen, Methoden, Erkenntnisse. In der Biodynamik gibt es die, aber – Achtung Kritik an der Szene – die biodynamische Welt ist an vielen Stellen sehr hierarchisch strukturiert und oft reaktant gegenüber Veränderungen. Die Gemeinschft verwendet häufig eine eigene, z.T. elitäre Sprache, die einen großen Teil der Menschen ausschließt. Wir sehen darin ein Problem – und wollen es anders machen. Das hat uns auch zornige Kommentare aus der biodynamischen Szene eingebracht. Wir sind aber überzeugt, dass unsere Arbeit sinnvoll und wichtig ist.
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